Donnerstag, 13. Mai 2010

Forrest Gump


"Lauf Forrest, lauf!!"
Kaum ein anderer Film wurde in den 90er Jahren öfter zitiert, als dieses Werk von Robert Zemeckis (Zurück in die Zukunft). Zurecht ein Klassiker des modernen Hollywood oder überbewertetes, kitschiges und realitätsfremdes Experiment, das weit am Ziel vorbeischießt?

Film
Forrest Gump ist geistig zurückgeblieben. Er sitzt an einer Bushaltestelle und erzählt zufällig vorbeikommenden Leuten episodisch aus seinem Leben.
Zu seiner Einschulung in den 1950er Jahren wurde sein IQ von 75 ermittelt, seine Mutter kämpft für seine Einschulung, doch Forrest wird es in der Schule nicht leicht haben. Zuflucht findet er in seiner Freundschaft mit Jenny, die ganz eigene Probleme hat und ebenfalls in der Freundschaft einen Ausweg sieht.
Es folgen viele unglaubliche Stationen aus dem Leben beider mit allen Höhen und Tiefen...

Dieser Film ist wahrscheinlich der amerikanischste aller amerikanischen Filme, er bewegt sich stets am Abgrund zum Kitsch und spielt mit der Realitätseinschätzung des Zuschauers. Jeder weiß, was Forrest Gump hier passiert kann unmöglich stimmen, es muss erfunden sein. Trotzdem schafft Zemeckis es einen immer wieder zurück in die Bahn zu bringen: Der Zuschauer will, dass es wahr ist, dass die Geschichte stimmt und lässt sich, aus einem mir nur schwer erklärlichen Grund, immer wieder von der Story einwickeln und von seiner Magie verzaubern.
Wie ist das möglich?
Nun, vermutlich haben wir es einfach mit einem sehr guten Film zu tun. Das geht beim Drehbuch los: Eric Roth (Der seltsame Fall des Benjamin Button) schafft es den Roman von Winston Groom so zu adaptieren, dass diese Story immer genau dann wieder packt, wenn sie dabei ist unglaubwürdig zu werden. So komisch das klingt, aber die entsprechenden Szenen werden dann wiederum so hervorragend inszeniert, dass erstmal keine weiteren Zweifel aufkommen oder man sich zumindest keine Gedanken mehr über Wahrheit und Unwahrheit macht, das zeichnet die Qualität eines modernen Märchens aus.
Dazu kommt, dass Roth immer den Spagat zwischen dramatischen Szenen und wirklich lustigen Dialogen schafft. Für das Drehbuch, das sich allerdings deutlich vom Roman abhebt, gab es dann auch den Oscar.
Ebenfalls geehrt wurde Tom Hanks, der Forrest Gump so grandios spielt, dass er damit nahtlos an seine bereits herausragende Leistung in "Philadelphia", ein Jahr zuvor, anknüpfen konnte.

Einen Großteil der "Magie" dieses Films, haben wir auch den, für Anfang der 90er revolutionären Specialeffects und einem nahezu perfekten Schnitt zu verdanken. Die Gefälschten Interviews mit John F. Kennedy oder John Lennon verblüffen sogar noch im digitalen Zeitalter, auch wenn solche Techniken heutzutage mühelos in zahlreichen Filmen eingesetzt werden und längst nichts Besonderes mehr sind.
Was diesen Film ebenfalls so "amerikanisch" macht ist sein großartiger Soundtrack, der vom aufkeimenden Rock n' Roll, in den 50er Jahren, bis zu modernem Pop/Rock Sound der 80r reicht, allerdings nur amerikanische Songs enthällt.
Somit bietet der Soundtrack einen tollen musikalischen Querschnitt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, was natürlich auch bestens zu den verschiedenen Stationen in Forrests Leben und den zeitgeschichtlichen Ereignissen passt, besser geht es in diesem Fall kaum!

Blu-Ray
Eine tolle Veröffentlichung. Durchweg scharfes Bild, wahrhaftig sieht man dem Film nicht an, dass er straff auf die 20 zu geht. Der Unterschied fällt besonders auf, wenn man den Film erst vor kurzem im Fernsehen gesehen hat, so macht das doch gleich viel mehr Spaß. Am Ton gibt es soweit auch nichts zu meckern: Alle enthalten Tonspuren liegen in sattem 5.1 vor und überzeugen trotz relativ wenig Action auf dem Bildschirm(die Vietnam-Episode mal ausgenommen).
Was ich besonders gut fand war, dass noch eine zweite Disc voll mit Zusatzmaterial enthalten war. Auf der findet man u.a. einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen(in wirklich allen Bereichen) oder ein sehr interessantes Gespräch mit Tom Hanks, Gary Sinise, Eric Roth und Robert Zemeckis, die an einer Film-Uni vor und teils von Studenten interviewt werden.

Länge: 141 Min
FSK: 12
Meine Wertung: 4,5/5

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