
Man ich liebe dieses Filmplakat!
Besonders, weil es das Plakat mit dem englischen Originaltitel "First Blood" ist, was auch der Titel des Romans ist, auf dem der Film basiert. Das finde ich eigentlich auch viel besser, da "Rambo" laut Duden ein brutaler, männlicher Kraftprotz ist. Kenner des Films wissen, dass diese Definition nur bedingt auf diesen Streifen zutrifft.
Film
Es geht also um John Rambo, einen Vietnamheimkehrer, dem letzten seiner früheren Elite-Einheit und einer aufs Töten ausgerichteten Maschine. Was aber, wenn diese Killermaschine zurück in eine friedliche, zivile Welt geworfen wird? Was wenn man diesen Mann nicht mehr in seinem Land, für das er gekämpft und gelitten hat, haben will und man ihm die Freiheit raubt, sich friedlich in einem kleinen Städtchen aufzuhalten? Was wenn diese Person, wegen einer Lappalie verhaftet wird?
Richtig, das kann nicht gut gehen...
So ruhig der Film auch beginnt, so packend und fesselnd wird er nach nur wenigen Minuten. Was hier begonnen wurde ist nichts weiter, als eine rasende Menschenjagd, bei der nicht mehr ganz klar ist, wer jagt und wer der Gejagte ist.
Diese Story mag nicht besonders toll und eher nach Actionstandard klingen, doch in Wirklichkeit geht es hier nicht um die Verfolgung eines entlaufen Häftlings, es geht vielmehr um einen verblendeten Polizisten, um einen verstörten Elitekrieger und um einen Krieg, der wie alle Kriege, sinnlos und unnötig ist.
John Rambo ist hier keinesfalls der brutale Draufgänger, er ist eine tragische Figur, die versucht in einer Welt ohne Krieg, ohne Kameradschaft und ohne militärische Strukturen zu leben, jedoch wegen einer "Ordnungswidrigkeit" wieder zurück in die Wälder Vietnams versetzt wird. Der Guerillakrieg ist die psychologische Schlussfolgerung dieser Verkettung von Auslösern.
First Blood schafft es unglaublich gut, die ernste Thematik um Vietnamheimkehrer, die von keiner psychologischen Betreuung, sondern von Demonstranten in den USA empfangen wurden, in einem packenden und intelligenten Actionstreifen umzusetzen.
Sicherlich ist dieser Film keine Oscarleistung, trotzdem sehe ich Stallone hier auf einem seiner schauspielerischen Höhepunkte.
Die sehr gute Regiearbeit schafft eine harte, furiose Inszenierung mit einigen, für die Dauerspannung vielleicht auch nötigen, Actionstandards. Definitiv der Höhepunkt von Ted Kotcheffs Regiekarriere.
Das Drehbuch sorgt für die möglicherweise bewegendsten Dialoge, die ich je in einem Actionstreifen zu sehen bzw. zu hören bekommen habe. Gerade auch die Gespräche zwischen dem Sheriff(Brian Dennehy) und Rambos ehemaligem Vorgesetzten Trautman(Richard Crenna) heben die Spannung nochmal auf eine ganz andere Ebene, da aus den Gesprächen ein starker Mythos um die Figur Rambo aufgebaut wird, was dazu führt, dass der Zuschauer sich die Gefahr, die von Rambo ausgeht, selbst ausmalt, ohne dass sie in diesen Szenen explizit gezeigt wird. So etwas glaubwürdig umzusetzen gelingt definitiv nicht oft in Actionfilmen.
Blu-Ray
Die Blu-Ray ist dem Film definitiv nicht würdig. Wo die Bildrestauration noch einigermaßen passabel, jedoch sehr weit von Referenztiteln(aus der Zeit, versteht sich) entfernt ist, da bekommt man an Extras nur ein kurzes Interview mit Sly zu sehen und einen sehr blechern klingenden Sound zu hören, was der Action an manchen Stellen leider den "Drive" raubt.
Dass das Bild auch bei alten Titeln nicht verwaschen und unscharf sein muss, beweisen genug andere alte Titel. Gerade bei diesem Actionfilm wäre ich auch wirklich an vernünftigem Bonusmaterial interessiert gewesen, selbst eine Dokumentation über Vietnamheimkehrer oder, wie die Hippybewegung auf diese zu sprechen war hätte es im Notfall getan, ich bin mir sicher, dass es da etwas gegeben hätte, schade. Trotzdem muss man natürlich sagen, dass diese Veröffentlichung allemal besser ist, als den Film bei RTL II in SD und mit Werbung zu sehen. Ob ich meine DvD hierfür eintauschen würde(wenn ich sie hätte), ist aber mehr als fraglich.
Fazit
First Blood ist eine der Sternstunden des intelligenten Actionkinos, dessen Wirkung leider von bisher drei, hoffentlich nicht bald vier, schwachen Sequels nicht nur relativiert, sondern eher völlig zunichte gemacht wurde.
Dank Sinnverzerrung des Begriffs "Rambo" im Volksmund, ist dieser Film für viele Unwissende sicherlich auch nach fast 30 Jahren noch einer dieser sinnlosen Ballerfilme. Somit steht der Film ebenso tragisch dar, wie seine tolle, vielschichte Hauptfigur. Für mich ist er auch nach so vielen Malen des gebannten Schauens noch immer der unerreicht beste und einer der wichtigsten Actionfilme aller Zeiten.
Länge: 89 Min
FSK: 16
Meine Wertung: 5/5
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