
Ausnahmsweise mal keine Blu-Ray-Rezension, sondern ein Kino-Review zu dem aktuell angelaufenen Blockbuster von Ridley Scott mit dem innovativen Titel "Robin Hood".
Wer jetzt an Kevin Costner oder Errol Flynn in Strumpfhosen denkt, liegt etwas daneben, da dieser Film versucht eine ganz andere Schiene zu fahren, ob das gelingt?
Film
Robin Hood, verkörpert von Russell "Gladiator" Crowe, dient im Heer von Richard Löwenherz, das sich auf dem Rückweg vom dritten Kreuzzug befindet. England, während dessen, ist dem Staatsbankrott nahe und wird von Richards Bruder Johann Ohneland(Prinz John) verwaltet. Doch eine "finstere" Verschwörung ist im Gange, das das Land spalten und Frankreich damit einen Vorteil im Krieg gegen England bieten soll, da kann nur noch einer helfen...
Was hier erzählt wird ist die Vorgeschichte der eigentlichen Robin Hood-Legende.
Dabei wird versucht ein möglichst unverklärtes, distanziertes Bild vom Mittelalter zu vermitteln. Das gelingt auch ganz gut, es ist alles da: Dreck, Saufgelage, durchgeknallte und eiskalte Regenten, knallharte Schlachten, Elend im Volk und ein absolut gar nicht glorifiziertes Rittertum. Bis auf ein Paar Fahnen, sieht man auch unter den Edelleuten nur dreckige, ausgetragene Rüstungen und Wappenröcke.
Erster Pluspunkt ist also ein, für eine Hollywood-Produktion, ziemlich authentisches Bild vom Mittelalter. Die Welt wirkt glaubwürdig: Tolle Kulissen, vernebelte Wälder und großartige Kostüme, die auch schon "Gladiator" und "Königreich der Himmel" zu etwas besonderem gemacht haben.
Die tolle Leistung eines durchweg gut bis sehr gut besetzten Casts unterstreicht diesen Gesamteindruck nochmals: Besonders gefallen haben mir Cate Blanchett als Marion, Max von Sydow, der als blinder Sir Walter Loxley absolut überzeugt, und Oscar Isaac, der den launischen, schwachen und kolerischen Johann Ohneland sehr gut abbildet.
Russell Crowe, spielt sein "Ding", kann im Direktvergleich zum Gladiator jedoch bei Weitem nicht mithalten, allein schon, weil das Robin Hood Script nicht so viel hergibt, was er in irgendeiner Form so meisterlich umsetzen könnte.
Das Drehbuch ist zunächst einmal nicht schlecht: Verwunderlich ist das nicht, stammt es doch aus der Feder von Brian Helgeland, der für seine Leistung bei "L.A. Confidential" einen Oscar erhielt und zuletzt mit ordentlichen Drehbüchern für aktuelle Thriller, wie "Pelham 123", punkten konnte. Doch kaum glaubt man der Film würde es schaffen fast drei Stunden lang, glaubwürdiges Mittelalter zu vermitteln, da wird auch schon alles wieder das Klo hinunter gespült.
Ich rede hier von der letzten Schlacht, die dem Film in letzter Sekunde leider das Genick gebrochen hat. Dabei fängt es auch noch ganz vielversprechend an: Russell reitet mit seinen Getreuen dem Feind entgegen, die Fahne im Wind, heroisch, wie ich es mag, doch dann die böse Überraschung:
Die Franzosen kommen mit D-Day-like Landungsbooten am Strand in England an.
Landungsboote? Aus Holz? Im Mittelalter?
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das nicht funktionieren kann, da die Holz an Holz Öffnungsklappe doch niemals wasserdicht sein konnte, aber ich lasse mich gerne von physikalisch Bewanderten eines Besseren belehren. Eine spontane, oberflächliche Recherche bestätigt diesen Eindruck zunächst. Vielleicht sollte ich mal einen meiner Dozenten fragen, die wissen sicher Genaueres.
Doch auch das empfand ich als noch nicht so schlimm. Der Knaller kam, als ich Marion und eine Horde von Kindern(!) beritten auf Ponys(!) im Schlachtengetümmel erblickte. Klar Marion hat ihre Gründe, die ich aus aus spoilertechnischen Gründe nicht erläutern werde, aber warum die Kids?
Die Schlacht an sich war dann aber trotzdem nicht so schlimm, wie es klingt, hart, aber ohne großen Bluteinsatz inszeniert, lediglich mit ein paar Logikfehlern behaftet(wer reitet mit der Kavellarie in die Schlacht, wenn die eigenen Bogenschützen noch schießen?).
Fazit
Ich liebe Gladiator, ich liebe auch den Directors Cut von Königreich der Himmel und ich mag Robin Hood. Aber lieben werde ich diesen Film leider nicht können, dafür fehlt mir das gewisse Etwas und stimmigere Massenschlachten, die bei Königreich der Himmel wesentlich besser sind. Der Versuch das Mittelalter authentisch darzustellen, kann aber durchaus als geglückt bezeichnet werden, auch wenn wieder relativ freizügig mit den historsichen Tatsachen umgegangen und an vielen Stellen umgeschrieben wurde. Das ist aber eigentlich nicht so wild, Robin Hood bleibt schließlich eine Legende, da kann auch Ridley Scott nichts dran ändern, selbst wenn er den historsichen Rahmen der Legende noch so genau steckt, entsprechend darf man natürlich auch keine Geschichtsstunde erwarten.
Empfehlenswert, handwerklich top, aber nicht das Meisterwerk, das ich mir erhofft hatte.
Länge: 148 Min
FSK: 12
Meine Wertung: 3,5/5
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